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Meine Geschichte - Johanna

Aktualisiert: 1. Dez. 2020

Als Tochter einer thailändischen Mama und eines italienischen Papas bin ich in Coburg geboren und in Neustadt bei Coburg in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Ich hab schon als kleines Kind immer an den „lieben Gott“ geglaubt und das obwohl meine Eltern nicht gläubig sind. Mein Vater war viele Jahre an Lungenkrebs erkrankt, weil er lange Zeit starker Raucher war. Weil uns die Krankheit so lange ständig vor Augen war, kam sein Tod (als ich 9 Jahre alt war) nicht überraschend für mich. Was mich allerdings aus der Bahn warf, war dass damit letztendlich viele Veränderungen auf mich zukamen: Umziehen mitten im Schuljahr, Freunde verlassen, neue Schule und neue Freunde finden, von der Kleinstadt in ein „Kuhdorf“ uvm. Das schlimmste war allerdings, dass der neue Lebenspartner meiner Mutter Alkoholiker war und wann immer er zu viel getrunken hatte gewalttätig wurde. Ich wollte einfach nur von Zuhause weglaufen - aber wohin? Gab es doch „nur“ die Kirche im Dorf und sonst nur Bauernhöfe. Eines Tages auf dem Nachhauseweg von der Schule musste ich wie immer am Pfarrgarten vorbei. Die Pfarrersfrau fragte mich, ob ich das Lämmlein füttern wollte - hatte doch eines der Schafe Zwillinge bekommen und wollte nur eines ernähren, sodass das andere auf fremde Hilfe angewiesen war. Endlich hatte ich einen Grund von Zuhause weg zu bleiben und so entstand eine „Freundschaft“ in der ich fast täglich bei der Pfarrfamilie unterkam. Irgendwann wurde ich in die Jungschar eingeladen, in der ich zum ersten Mal von Jesus erfuhr.


Schon als Kind durfte ich erleben wie Jesus mich durch Schweres durch trägt und was Gebete bewirken können. Irgendwann erhielt ich ein Kärtchen auf dem Psalm 27,1 stand: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“. Diesen Bibelvers klebte ich mir an die Wand meines Bettes und er wurde mein tägliches Gebet. Die Jungschar und später der Mädchenkreis wurden mein geistliches Zuhause. Betreut wurde die Jungschar von Leuten aus dem Küpser Missionskreis, der auch immer wieder Familienfreizeiten abhielt. Dort lernte ich eines Tages den Missionar Gerhard Stamm kennen, der vom Missionskreis nach Papua Neuguinea ausgesandt worden war. Durch seine Missionsberichte erhielt ich zum ersten Mal meinen Ruf in die Mission. Ich konnte nicht fassen, dass es noch so viele Menschen auf dieser Erde gab, die noch nie etwas von Jesus gehört hatten. Hatte ich ja selbst gemerkt wie wichtig das für mein eigenes Leben geworden war. Also frage ich Gerhard was ich machen müsste, um Missionarin zu werden. Er empfiehl mir eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen und später auf eine Bibelschule zu gehen.


Aber wie das Leben so spielt, wurde ich älter und meine Interessen gingen irgendwann in eine andere Richtung. Durch die Trennung meiner Mutter von ihrem Lebenspartner kamen wieder mehrere Umzüge auf mich zu, sodass ich den Kontakt zum Küpser Missionskreis verlor und auch keine christlichen Freunde mehr in meinem Umfeld hatte. Anstatt Krankenschwester zu werden, entschied ich mich für eine Ausbildung bei der HUK-Coburg - den am besten zahlenden Arbeitgeber im Umkreis. Endlich konnte ich mir mit dem ersten selbst verdienten Geld Träume verwirklichen: Mein erstes eigenes Auto, eine eigene Wohnung, Reisen, teure Hobbies wie Snowboarden uvm. Durch die Beziehung zu meinem damaligen Freund kam ich dann auch zum Motorradfahren. Das ging soweit, das wir nicht nur Sonntagsausflüge machten, sondern im Sommer sehr häufig auf der Rennstrecken unterwegs waren.


Eines Tages fuhr ich nach einem Ausflug nach Hause und mir kam plötzlich ein Pkw auf meiner Straßenseite entgegen. Im Moment des Aufpralles realisierte ich: „Wenn du jetzt sterben würdest, du wärst nicht bei Jesus.“ Es war so wie in diesen Actionfilmen, in denen das ganze Leben in Millisekunden im Kopf abgespielt wird. „Was hab ich eigentlich mit meinem Leben gemacht?“ „Wars das jetzt?“ „Gibt es nicht noch eine Chance für mich?“ Alles woran ich mich noch erinnere ist, dass ich ein Stoßgebet zu Gott losließ und sagte: „Ich mache alles was du willst, nur hol mich hier raus!“


Als ich im Krankenhaus aufwachte waren die Ärzte angespannt, wie sie „die Motorradfahrerin die mit einem Pkw kollidierte“ vorfinden würden. Nachdem ich vom Röntgen, MRT und den Untersuchungen nach inneren Verletzungen zurückkam waren sich alle Ärzte einig: „Sie hatten wohl einen Schutzengel dabei!“, denn ich hatte „nichts“ außer der Hämatome am ganzen Körper. Für mich war das ein klares Zeichen, dass Gott mich vor Schlimmeren bewahrt hatte. Nun hatte ich ja Gott versprochen „Ich mache alles was du willst...!“ - aber was wollte Gott denn nun von mir? Also schaute ich noch im Krankenhaus nach der Gideon-Bibel im Nachttisch und las das ganze Neue Testament durch. Ich lernte viel über Gott und über Dinge, die ich in meinem Leben verändern musste, aber ich hatte noch keine Antwort auf meine Frage.


Der ehemalige Gemeindeleiter des Küpser Missionskreises hatte immer die Angewohnheit zu Geburtstagen Gemeindemitglieder (auch ehemalige) anzurufen. In der Vergangenheit waren diese Anrufe immer sehr unangenehm für mich, weil er sich immer nach meinem geistlichen Ergehen erkundete und ich genau wusste, dass ich auf Abwegen war. Doch zu meinem 27. Geburtstag freute ich mich zum ersten Mal über seinen Anruf. Er gratulierte und las mir Psalm 27,1 vor: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“. Ich brach in Tränen aus, war es doch der einzige Vers den ich noch aus meiner Kindheit kannte.


Im Jahr darauf bekam ich wieder den besagten Anruf an meinem Geburtstag und der Gemeindeleiter lud er mich zur nächsten Gemeindefreizeit ein, denn Gerhard Stamm - den ich ja noch von früher kannte - würde als Referent dabei sein. Meine stille Hoffnung war, dass mein damaliger Freund - der überzeugter Atheist war/ist - dort zum Glauben finden würde, doch es kam alles ganz anders. Die Freizeit fing mit einem Sonntagsgottesdienst an, an dem der Wochenvers vom 9. Sonntag nach Trinitatis verlesen wurde: „Denn wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.“ (Lukas 12,48b). Dieser Vers traf mich direkt ins Herz. Ich realisierte wieviel mir Gott mitgegeben hatte, sei es Geld, Zeit, Talente...alles hatte ich bisher für egoistische Ziele eingesetzt, aber Gott wollte, dass ich es nun alles für Seine Sache investiere. Auf der Freizeit hatte ich durchgehend das Gefühl, ich stünde auf einer Brücke: Auf der einen Seite das Leben mit Jesus und auf der anderen das Leben ohne Ihn. Ich hatte mich nun endgültig zu entscheiden. Das ist auch der Grund, warum ich das Datum meines „Erwachens“ (der 12. August 2009) in meinem Kalender markierte, weil ich eben das Gefühl hatte, dass dies die letzte Chance mein Lebens war, wirklich mit Jesus zu leben.


Ich hatte zwar selbst als ich „vom Glauben weg war“ gelegentlich gebetet und hatte keinen Zweifel an Gottes Existenz, aber das, was mir fehlte, war auch danach zu leben. Der Glaube an Jesus hatte also bisher keine Auswirkungen auf mein Leben gehabt, weil ich immer noch selbst „herrschte“ und bestimmte, was ich mit meinem Leben anstelle - aber das sollte sich ab sofort ändern.


Die erste Konsequenz, die mir Gott aufs Herz legte, war auch gleich die zu diesem Zeitpunkt schwerste: Ich wusste, dass ich mich von meinem damaligen Freund trennen musste. Mein Leben würde jetzt in eine andere Richtung gehen und ein atheistischer Lebenspartner wäre da „Ballast“ oder würde mich gar wieder ganz von meinem Weg abbringen. Das wollte ich nicht riskieren und auch nicht in Zukunft wieder in eine ähnliche Zwickmühle geraten.

Durch weiteres Bibellesen fiel mir immer wieder die Zahl 40 auf und so vereinbarte ich mit Gott eine „persönliche Wüstenzeit“ wie beim Volk Israel. 40 Monate wollte ich mich nur auf Gottes Sache konzentrieren, Ihn besser kennenlernen und das Thema „Beziehung“ in meinem Leben ausklammern.


Damit hatte ich plötzlich wieder jede Menge Zeit und so kam es, dass ich mich in der Jugendarbeit meiner Heimatgemeinde und bald auch im Jugendbereich der Liebenzeller Mission ehrenamtlich einsetzte.


Mit meiner Bekehrung wurde auch wieder der Ruf in die Mission wach, den ich damals als Kind so deutlich verspürt hatte. Ich wusste allerdings nicht, wie das für mich aussehen könnte. Gerhard Stamm empfahl mir, mir die Bibelschule in Liebenzell anzugucken. Also meldete ich mich zu einer „Schnupperwoche“ an und war als Gasthörerin im Unterricht mit dabei. Doch mancher Unterricht war für mich als Neubekehrte irgendwie zu krass und so kam es, dass ich viel Zeit in der Bibliothek verbrachte. In einem Kommentar zu 1. Sam. 14-18 las ich: „Sowohl Jonatan als auch David fingen mit Kämpfen an kleinen Fronten an, dort wo sie sich gerade befanden, doch ihre Taten führten zu großen Siegen. Genauso ist es für uns notwendig, den Kampf in einem örtlich begrenzten Bereich zu eröffnen. Wir können nicht hoffen, es mit der gesamten Truppe des Feindes aufnehmen zu können, aber das müssen wir auch nicht. Genau an deiner „Front“ steht ein Dienst für Jesus für dich bereit. Wir sind aufgerufen, mutig zu sein und die Initiative dort zu ergreifen, wo wir sind. Gott wird sich um den Rest kümmern, wenn als Folge unseres Handelns die Schlacht sich auf die gesamte Front ausbreitet.“


Das sprach mich sehr an. Mir wurde klar, dass für mich dran ist, mich mich erst einmal an meiner „kleinen Front“ zu bewähren. Die Menschen, mit denen ich zusammen arbeitete, kannten ja Jesus auch noch nicht. Am darauffolgenden Montag war ich wieder zurück auf der Arbeit und öffnete meine Emails, um zu checken, was sich in meiner Abwesenheit getan hatte: Es hagelte eMails mit Betreffs wie „Herzlichen Glückwunsch!“. „Ich hatte doch gar nicht Geburtstag?“, dachte ich. Da fiel mir ein, dass ich mich einige Wochen vorher für den Betriebsrat aufstellen lies. Nun stellte sich raus, dass ich doch wirklich gewählt worden war. Für mich war das ein klares Zeichen, dass Gott meine „Front“ von meinem Zweimann-Büro nun erweitern wollte. Zunächst war ich lediglich für die Mitarbeiter am Standort Coburg zuständig, später dann für alle ca. 10.000 Mitarbeiter in ganz Deutschland. Meine „Front“ vergrößerte sich also stetig. Zugleich bekam ich viele Schulungen, die sich später in unserem Dienst als nützlich herausstellen sollten. Gott hatte mich mit meiner Wahl in den Betriebsrat in Sein individuelles Ausbildungsprogramm für’s Missionsfeld aufgenommen und arbeitet in den 3,5 Jahren an mir.


Mein 40-Monats-Gelübde war genau am 12.12.2012 zu Ende. Ein Tag, den sich nicht nur die Teens meiner Jugendarbeit gut merken konnten, sondern auch ein Datum, das bei einem Theologiestudenten der Liebenzeller Mission für Aufmerksamkeit sorgte. Er beschloss mir an jenem Tag einen Brief in den Briefkasten zu werfen mit der Fragen: „Willst du mit mir in die Mission gehen?“ (Es würde den Rahmen sprengen diese Details auch noch auszuführen deshalb nur kurz:) Vier Tage später bekam er meine Antwort und Zustimmung. Damit waren wir verlobt, lernten uns sehr bald besser kennen, verliebten uns und ein halbes Jahr später heirateten wir. Damit war der Weg auf’s Missionsfeld nun endgültig klar und Gott hatte für mich erneut die „Front“ erweitert zu einem neuen „Abenteuer“, das nun heißen sollte: Äußere Mission.



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